2. Dekade 1955 - 1964

Die Zeit der "großen alten Männer" 

Die fünfziger Jahre waren die Zeit des Aufbaus, des Wirtschaftswunders, auch im Oberbergischen Kreis. Die Menschen hatten wieder Tritt gefaßt, nach der Möbelwelle rollte die Auto- und Reisewelle. Die Politik begleitete diese Entwicklung. 

Die Kommunalwahl 1956 brachte der CDU 14 von insgesamt 41 Mandaten. Landrat wurde der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Fritz Eschmann aus Gummersbach. Er blieb in diesem Amt bis 1961 und wurde dann von Reinhard Kaufmann, der nach dem Tod von Ernst Budde Kreisvorsitzender der CDU geworden war, abgelöst. Kaufmann war schon von 1954 bis 1956 als Nachrücker für den verstorbenen Kreislandwirt Wilhelm Dörrenberg Mitglied des Kreistages gewesen. Er verpaßte 1956 wiederum den Einzug in den Kreistag, rückte aber 1959 nach dem Tod von Ernst Budde wiederum nach. Mit Reinhard Kaufmann als Spitzenkandidat konnte die CDU bei der Kommunalwahl 1961 die Zahl ihrer Mandate von 14 auf 16 erhöhen und erstmals seit 1948 stärkste Fraktion in Oberberg werden.

Die Kreistagswahl 1964 brachte der CDU wiederum den Gewinn von 16 Mandaten. Landrat wurde Dr. Heinrich Schild aus Oedinghausen in der Gemeinde Nümbrecht. Somit fand ein Ämtertausch statt, denn Reinhard Kaufmann übernahm als bisheriger Landrat den Vorsitz der Kreistagsfraktion, den vorher Dr. Schild innehatte. Heinrich Schild war 1961 in den Kreistag gekommen und brachte als ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Europaparlaments einen reichen Erfahrungsschatz ein. Als Werner Spielhoff 1963 verstarb, wurde Schild sein Nachfolger im Fraktionsvorsitz und er gehörte zu den profiliertesten Persönlichkeiten des oberbergischen Kreistages. 

Eines gelang ihm allerdings nicht: Bei der Landtagswahl 1962 wollte er gerne Nachfolger von Ernst Budde als Kandidat der CDU im Wahlkreis Oberberg Süd werden. Aber da war noch ein junger Mann aus Waldbröl, Kreistagsmitglied seit 1961, der sich gegen den Willen der Partei-Oberen, von der Jungen Union des Kreises und Landes massiv unterstützt, um dieses Mandat bewarb. Sein Name: Horst Waffenschmidt. Und Waffenschmidt gewann die Kampfabstimmung gegen Heinrich Schild und auch das Landtagsmandat bei der Wahl 1962. 

Daß Dr. August Dresbach bei den Bundestagswahlen 1957 und 1961 das Direktmandat im Oberbergischen Kreis errang, wurde schon erwähnt. Die Wahlperiode 1961-1965 war seine letzte. Seine Gesundheit, insbesondere sein schwindendes Augenlicht, ließen eine weitere politische Tätigkeit nicht zu. August Dresbach hat die Politik im Oberbergischen Kreis in dessen Aufbauphase nach dem Krieg wesentlich geprägt. Und, obwohl er nie Parteivorsitzender war, hat er auch das Parteileben erheblich beeinflußt. 

Auch mit Reinhard Kaufmann, Nachfolger von Ernst Budde im Parteivorsitz, arbeitete er eng zusammen. In der oberbergischen Kommunalpolitik dieser Jahre und in der CDU lief nichts ohne das Dreiergespann Kaufmann/Dresbach/Goldenbogen - bis auf die erwähnte Ausnahme: die Landtagskandidatur von Horst Waffenschmidt.